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Caritas warnt vor Defiziten im Kitabereich | © Caritas München-Freising

Hohe Defizite im Kitabereich

Pressestelle der Caritas München und Oberbayern , München, 21.03.2024

„Die Lage der Kitas ist überall prekär“

Caritas Vorständin Gabriele Stark-Angermeier: Hohe Defizite nicht auf dem Rücken von Eltern, Kommunen und Trägern austragen

Gemeinsamer Runder Tisch mit den Beteiligten und der Landesregierung gefordert

München, 21. März 2024.     Träger von Kindertageseinrichtungen und Heilpädagogischen Tagesstätten stehen aktuell wegen gestiegener Kosten, Tariferhöhungen und Personalmangel immer mehr unter Druck. Der Diözesan-Caritasverband (DiCV) warnte heute eindringlich vor hohen Defiziten, erheblichen Finanzierungslücken sowie einer wirtschaftlichen und personellen Schieflage und forderte die Landespolitik zu schnellem Handeln auf. „Wir brauchen eine kostendeckende Refinanzierung im Kitabereich, sonst können wir Gebührenerhöhungen, Kürzungen von Betreuungszeiten, die Schließung einzelner Gruppen oder ganzer Einrichtungen nicht mehr ausschließen. Das alles sollte aber weder auf dem Rücken der Eltern noch der Mitarbeitenden noch der Kommunen ausgetragen werden“, mahnte Gabriele Stark-Angermeier, Vorständin des Diözesan-Caritasverbands. Hinzu komme wegen des Fachkräftemangels ein ausgeprägter Wettbewerb um die besten Talente auf dem Markt.

Mehr Geld für gute Arbeit!

Die für Personal und Soziale Dienste zuständige Caritas-Vorständin beschrieb die Situation im Kita-Bereich mit eindringlichen Worten: „Die Refinanzierung über die Zuschüsse nach dem BayKiBiG, dem bayerisches Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, reicht bei weitem nicht mehr aus. Nicht nach den vergangenen zwei Jahren mit hohen, teils zweistelligen Inflationsraten, mit erheblichen Preis- und in der Folge hohen Tarifsteigerungen. Die Zuschüsse steigen nicht in gleichem Maß wie Tarife und Inflation.“ Der Deckungsgrad der Kosten von Kindertageseinrichtungen schrumpfe von Jahr zu Jahr. Momentan liege er zwischen 50 und 60 Prozent statt der avisierten 70 bis 80 Prozent. „Wer soll für das fehlende Geld aufkommen? Die Träger, die Eltern oder die Kommune? Wir sitzen alle in einem Boot!“ Sie fordere die Bayerische Staatsregierung daher auf, die Förderlogik des BayKiBiG dringend und schnellstens weiterzuentwickeln. „Die Lage der Kitas ist überall prekär. Der Freistaat muss die Kita-Finanzierung den Realitäten anpassen, damit wir nicht sehenden Auges in eine fatale Situation für die Kinder und Eltern rutschen.“ Und in der Folge in eine fatale Situation für die Wirtschaft: Denn ohne Kitas stehe die Wirtschaft still. Nachdem die derzeitigen Regelungen nach dem BayKiBiG zu nicht unerheblichen Finanzlücken bei den Trägern führten, forderte die Caritas-Vorständin einen gemeinsamen Runden Tisch aller Beteiligten mit der Landesregierung, um u.a. den Basiswert zur Refinanzierung der Kitas für 2024 nachzuverhandeln. Das diene nicht nur der Planungs- und Finanzierungssicherheit der Träger. Das diene auch der Sicherung der Wirtschaftsstandorte in Bayern.

Der Personalmarkt ist leergefegt!

Über die sehr erfüllende und verantwortungsvolle Arbeit in Kitas, aber auch über die gestiegenen Anforderungen und schwierigen Rahmenbedingungen berichtete Katja Gollnow, Leiterin des Caritas-Kinderhauses Farbenspiel in Puchheim mit 156 Kindern in zehn Gruppen: „Wir könnten hier noch mehr Kinder aufnehmen, wenn wir mehr pädagogisches und hauswirtschaftliches Personal hätten. Der Markt ist leer, daher setzen wir auf Ausbildung. Diese muss aber auch hinlänglich finanziert werden. Wir achten sehr darauf, dass unsere Mitarbeitenden nicht überlastet werden, damit sie den Beruf bei uns weiter ausüben. Das hat zur Folge, dass wir leider nicht alle gewünschten Buchungszeiten der Eltern erfüllen können. Durch die Veränderungen der staatlichen Zuschüsse haben wir nun 70.000 Euro weniger in der Kasse. Das hat uns hart getroffen.“

Angemessene Bezahlung in Erzieherberufen!

Lukas Modde, frisch gebackener Erzieher und Leiter einer integrativen Gruppe im Kinderhaus Farbenspiel, erzählte, dass er gerne Verantwortung übernehme und viel Freude an der Arbeit mit Kindern habe. „Die Ausbildung ist solide und die Entwicklungsmöglichkeiten im Beruf Erzieher/-in sind sehr vielfältig. Die Bezahlung in der Ausbildung und später im Beruf empfinde ich auch als angemessen.“ Außerdem sei der Beruf sehr zukunftssicher.

 

Fachkräfte für Kinder mit Handicaps dringend gesucht!

Ulrike Tolde, Einrichtungsleiterin der Heilpädagogischen Tagestätte (HPT) Josefine Kramer in München, verwies darauf, dass HPT einen hohen Beitrag für die Integration von Kindern mit geistigen Behinderungen oder Entwicklungsverzögerungen leisten. „Wir haben lange Wartelisten. Der Hilfebedarf ist enorm. Allein in den beiden HPT in Rosenheim und München fehlen derzeit zehn pädagogische Fachkräfte. Wir haben 50 Plätze und Räume, aber durch den Personalmangel 50 Kinder, die nicht die Förderung erhalten, auf die sie ein Recht haben und 50 Familien, denen eine immense Überlastung droht.“ Es fehlten zudem gute Rahmenbedingungen und eine auskömmliche Finanzierung, um überhaupt genügend Personal einzustellen. „Wir haben ein erhebliches Defizit. Statt wie gerade Plätze abzubauen, müssten wir dringend mehr Angebote aufbauen und die Mitarbeitenden von den vielen Mehrstunden entlasten, damit sie uns und ihrem Beruf erhalten bleiben.“

Zahlen und Fakten

Allein im Trägerbereich in München und Oberbayern verzeichnet der DiCV 75 Kindertageseinrichtungen, in denen ca. 5.600 Kinder von knapp 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (inkl. Azubis, FSJ, BFD) pädagogisch begleitet und betreut werden. Mit inklusiven Mittagsbetreuungen, Heilpädagogischen Tagesstätten (HPT) und Frühförderstellen sind es sogar fast 180 Caritas-Einrichtungen mit insgesamt rund 14.000 Kindern. (mmr)

BU: Gabriele Stark-Angermeier, Ulrike Tolde, Katja Gollnow und Lukas Modde (v. links)

Foto: Caritas München-Freising

von Marion Müller-Ranetsberger | Pressestelle

Ansprechpartner/-in

Bettina Bäumlisberger

Bettina Bäumlisberger - Pressesprecherin & Leitung Pressestelle | © Marcus Schlaf
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin Portal Aktuelles und Themen | Caritas München und Oberbayern